Aus dem Schulunterricht kennen wir ja alle die grossen Bemühungen der Walliser Bergler ums «heilige Wasser». Dort, wo das Wasser am Südhang des Tals rar ist und die zubringenden Flüsse in steilen Felstälern verlaufen. Um ans überlebenswichtige Nass zu gelangen, errichteten die kühnen Bauern bereits ab dem 14. Jahrhundert teils atemberaubende Holzkännelkonstruktionen um senkrechte Felswände herum und durch Felstunnels hindurch. Und an den Unterhaltswegen entlang kann man herrlich wandern und diese spannende Geschichte hautnah erfahren.
Genau das machten am Wochenende vom 9. bis 11. Juli die sieben Rinsbergler*innen Theres, Beatrice, Rolf, Marianne, Nelly, Markus und Werner unter der kundigen Leitung von Manuela Sturzenegger und mit zusätzlicher Begleitung durch die Wanderleiter-Aspirantinnen Melanie und Jeanine. Von Ausserberg gings zuerst steil obsi in Richtung Niwärch. Und plötzlich plätscherte und gurgelte es munter im Gras. Die gleichnamige «Niwärch-Suone» mündet hier aus dem stotzigen Baltschiedertal auf die Grashänge. Teils ordentlich ausgesetzt, verläuft der ab hier ebene Weg der Suone ins Tal hinein bis zur Alp Ze Steinu. Und ab hier führt die Suone «Gorperi» wiederum talauswärts. Mehrfach durch enge Tunnels, wo eine Taschenlampe gute Dienste leistet und grosse Menschen wie der Schreibende angehalten sind, sich rechtzeitig zu ducken. Adrenalin verspricht die Stelle, wo das Wasser früher gänzlich auf Holzkänneln rund um den gähnend tiefen Felsschlund geführt wird (heute allerdings fliesst das Wasser im später gebohrten Tunnel). Über die Weiler Finnen (wo uns einige Einheimische einen Crashkurs in Walliserdiitsch gaben...) und Chaschtler erreichten wir schliesslich das Dörfchen Mund, wo genächtigt und vor allem gut gegessen wurde. Denn Mund – jawohl, jetzt dämmerts... – ist die Safranhochburg der Schweiz. Und im gleichnamigen Restaurant erlebten wir die Vielfalt dieser essbaren und gelbfärbenden Krokus-Art. Herrlich!
Der nächste Wandertag begann wieder steilem Anstieg und danach flachem Weggelände entlang den Suonen «Stigwasser» hinein ins Gredetschtal und entlang der «Oberschta» wieder aus dem Tal hinaus. Durch lichte Nadelwälder mit vielen botanischen Zwischenhalten an Knabenkräutern, Enzianen, Hauswürzen und Steinbrechs (danke Manuela für Deine Pflanzenkenntnisse, mit welchen Du uns viele interessante Raritäten zeigen konntest) gings zur Alp Nessel auf 2000 m.ü.M hinauf. Und nach einer ausgedehnten Mittagsrast der letzten Suone «Nessjeri» auf die Belalp, wo wiederum übernachtet wurde.
Der dritte Tag begann mit einem spektakulären Blick vom Aletschbord beim Hotel Belalp auf den majestätischen Aletschgletscher. Auf steilen Geissenpfaden in engen Serpentinen führt der Weg bis in die Massaschlucht, wo tibetisches Hängebrückenfeeling auf der Massabrücke aufkam. Und tief unten rumorte der imposante Fluss mit dem geschmolzenen Aletschgletscherwasser talauswärts. Nach einem schönen Mittagsrasthalt am noch schöneren abflusslosen Grünsee nahmen wir die letzten 400 Höhenmeter bis auf die Riederfurka unter die Füsse. Während ein Teil der Gruppe im gleichnamigen Restaurant sich verköstigte, konnten es sich die Nostalgiker nicht verkneifen, der ehrwürdigen Villa Cassel ob der Riederalp noch einen Kurzaufenthalt abzustatten.
Und schon war ein superschönes interessantes Wanderweekend im geschichtsträchtigen Wallis zu Ende.
Herzlichen Dank, Manuela, für Deine umsichtige Planung und Begleitung der Tourengruppe.
Markus Kick