Bericht zur Tour
Autor
Cyrill Stutz
Erstellt am
12.09.2021 21:02
Letzte Änderung
12.09.2021 21:03
Tourenbericht

Donnerstag - Jaël
Donnerstagmorgen früh, eine Gruppe junger und jung gebliebener (#Karate-Peter) Leute treffen sich um gemeinsam aufs Jungfraujoch zu fahren. Wir kaufen ein paar teure Uhren, bestaunen die Nicht-Sicht vom ewigen Eismeer und machen eine Tour durch das Gletschermuseum. Natürlich nicht. Oben angekommen rüsten wir um und laufen schnurstracks an allen Touristenattraktionen vorbei um kurz später den Jungfraufirn bei bestem Wetter runter zu fahren. Da der Tag noch zu jung ist um von Konkordiaplatz die ewige Treppe in die Konkordiahütte zu erklimmen, laufen wir noch etwas den Grüneggfirn linker Hand empor. Als das Wetter langsam umschlägt fellen wir ab und fahren zum Skidepot - und die erste von drei Treppen(tor)touren beginnt. Jassen, Tichu und leckeres Essen runden den gelungenen ersten Tag ab.

Freitag -Noelia
Bei erstaunlich klarem Wetter stiegen wir aus den Federn und kurz darauf die Stufen zum Konkordiaplatz herab. Nachdem wir den Platz überquert hatten, trugen wir die Ski auf die Moräne am Chranzberg. Wieder auf Hüttenniveau angekommen, beneideten wir frühere Tourengänger:innen die heute regelrecht über den Platz flögen.
In grossem Bogen rankte sich unsere Spur die Flanken des Chranzbergs hinauf. Wiebke, Tobi und Vera fuhren schon etwas früher ab und der Rest der Gruppe wagte sich an den letzten Aufstieg. Auf dem Gipfel bestaunten wir die vielen markanten Berge und schmunzelten über die Völkerwanderung beim Jungfraujoch. Während der Himmel über uns strahlend blau war, hatten sich am Horizont ringsum Quelwolken aufgetürmt. Deshalb stiegen wir zügig zum Skidepot ab und genossen eine typische frühlingshafte Sulzabfahrt. Wir kamen vom Konkordiaplatz und der Treppe ziemlich geschlaucht in der Hütte an. Davon erholten wir uns aber schnell beim Spielen auf der Terasse, beim Znacht und spannenden Gesprächen.

Samstag - Jéremie
Am Samstag wachten wir nach einer erholsamen 2. Nacht in der Hütte auf und nahmen pünktlich um halb 6 das Frühstück zu uns. Die Wetterprognose für den Tag war nicht so der Hit, doch trotzdem wollten wir frohen Mutes die Treppe runtersteigen und die Skier montieren.
Los gings Richtung Nordwesten ums Grünegg rum und auf das Ewigschneefäld. An Gletscherspalten vorbei liefen wir angeseilt immer höher. Schlussendlich mussten wir jedoch auf 3250 Metern die Felle abziehen und in den dichter werdenden Wolken zurückfahren und die gefühlt eeeewig lange Treppe zurück in die Hütte aufsteigen.
So waren wir um 11 Uhr zurück und durften uns die Zeit mit Jassen, Tichu, Rösti und Meiern totschlagen... Wir spielten den ganzen Nachmittag bis zum Znacht, und auch nachher blieben wir noch lange sitzen, bis langsam aber stetig alle ins Bett verschwanden und es ruhig wurde im Speisesaal.

Sonntag - Peter
Der vierte Tag begann für den Schreiber bereits um 3.30h in der Früh. In der Nacht einsetzender Schneefall von ca. 40 cm drang durchs offene Fenster in den Schlafraum. Die Decke und der Schlafsack waren fortan schön feucht und die Füsse zudem noch unterkühlt. An viel Schlaf war danach nicht mehr denken.
Nach dem ausgiebigen und guten Frühstück, wie immer um 5.30h, versammelte sich die auch an diesem Morgen hoch motivierte Gruppe eine Stunde später zum letzten Treppenabstieg auf den Aletschgletscher. Thomas hat die Treppenstufen gezählt (und sogar in abendlichem Training erspurtet). 475 steile Stufen sind es schon, auch wenn nicht notariell beglaubigt.
Der starke Wind aus westlicher Richtung war bereits früh am Morgen garstig und zudem verschlossen uns Wolken und Nebel komplett die doch sonst so wunderbare Sicht in die unendliche Weite des Konkordiaplatzes und des grossen Aletschfirns mit den herrlichen umrandenden Bergspitzen. An einen finalen Gipfel am vierten Tag (Äbeni Flue) war somit nicht mehr zu denken. Die Lötschenlücke hat unser stets während allen vier Tagen umsichtig führende Severin punktgenau nach drei Stunden mit uns allen sicher erreicht. Ganz spezielle fast mystische drei Stunden erlebten wir auf dem Weg zur Lötschenlücke. Ab und zu eröffnete sich uns ein nebulöser Blick in die tausend Meter hohen, gigantischen Eiswände des Dreieck- und Aletschhorns. Ein Hauch von Himalaya mitten in den Alpen.
Die Hoffnung auf unbeschwerte Schwünge im perfekten neuen Pulverschnee (und das Mitte Mai!) in Richtung Fafleralp haben sich wegen der schlechten Sicht rasch zerschlagen. Vorsichtig und am Seil gesichert fand Severin wiederum den perfekten Weg über den Langgletscher. Endlich und doch bereits einige hundert Höhenmeter weiter unten eröffneten sich erste Konturen im Gelände, die es uns erlaubten, frische Pulverhänge unbeschwert zu geniessen. Unvergesslich bleiben auch die diversen eindrücklichen Lawinenkegel im oberen Lötschental, die wir auf unseren letzten Metern Talabfahrt umfahren haben. Einige wollten zu guter Letzt in den leichten Lärchenwäldern noch einen Wolf ausgemacht haben. Vielleicht war die Sehschärfe nach so viel Gegenwind auf der langen Gletschertour doch etwas arg in Mitleidenschaft gezogen worden.
Per privatem Bus und Postauto ging es via Goppenstein heimwärts. Eine längere Wartezeit in Spiez wurde von einigen noch zum Ninja-happening auf dem Perron genutzt. Die Spiezer Ordnungshüter mussten sich mit ihrem kritischen Blick aus der Distanz erst einen Überblick verschaffen, bis sie festgestellt haben, dass es sich um einen friedlichen Kampftanz handelt.
Tanzen macht bekanntlich hungrig und aus dem Nichts tauchten kurz vor Weiterfahrt noch zwei grosse Pizzas auf, gesponsert von Joel und Severin.

Jedenfalls mit klarem Verstand und guter Sehschärfe sei den drei Leitern, Severin, Cyrill und Tobi ganz herzlich gedankt für diese vier unvergesslichen und top organisierten Tourentage rund um den Konkordiaplatz. Wir alle haben diese herrliche gemeinsame Zeit auf und neben den Skis sehr geniessen können