Bericht zur Tour
Autor
Werner Sigrist
Erstellt am
08.09.2022 12:57
Letzte Änderung
08.09.2022 13:00
Tourenbericht

Tourenleitung: Anna Bernegger, Wolfgang Haider (Bergführer)

Teilnehmer: Anna, Christine, Lisbeth, Madeleine, Silvia und Werner


Sonntag, 28. August 2022
Wir reisen mit dem Auto, durch den Arlberg und über den Brenner, ins Grödnertal nach Plan de Gralba. Plan de Gralba liegt ca. 3 km oberhalb von Wolkenstein an der Strasse hinauf zum Grödner- und Sella Joch. Wir beziehen im Hotel unsere Zimmer und sitzen in der Lobby zusammen um was zu trinken. Im späteren Nachmittag fahren wir hoch zum Sella Joch und machen dort noch eine kleine Wanderung bis zum Einstieg des Possnecker Klettersteig. Die Bergspitzen und Felswände der Sella Gruppe leuchten in der Abendsonne. Zurück im Hotel geht es zum Apèro. Anschliessend geniessen wir das reichhaltige Nachtessen.

Montag, 29. August 2022
Für unsere erste Wanderung fahren wir mit dem Bus hinauf zum Passo Sella Dolomit Mountain Resort, 2’180 m. Hier besteigen wir die Zweier-Gondelbahn (museumsreif). Das einsteigen muss blitzschnell erfolgen. Die Gondel fährt uns hinauf zur Langkofel-Scharte 2’685 m. Zuerst genießen wir die Sicht hinab in die Scharte und die Aussicht hinaus auf beide Seiten der Scharte. Wir stellen fest, dass wir nicht die einzigen Wanderer sind auf diesem Weg, Ein gut ausgebauter und unterhaltener Weg führt durch schuttiges Terrain hinab über den Langkofel Kar zur Langkofelhütte 2’285 m. Hier kehren wir ein für einen Kaffee und geniessen gleichzeitig die Aussicht auf die weitläufige Seiser Alm. Wir steigen nochmals ca. 200 Höhenmeter ab und biegen auf den Höhenweg ein welcher uns am Fusse der Felswände des Langkofel um diesen herum führt. In einem stetigen auf und ab erreichen wir das Comici Berghaus auf 2’154 m. Auf dem ganzen Weg geniessen wir einen abwechslungsreichen Blick auf die unzähligen Bergspitzen und Felszähne. Es ist recht sonnig mit ein paar Quellwolken. Vom Berghaus wandern wir auf einem breiten Weg Richtung Passo Sella. Kurz vor dem Passo Sella durchqueren wir die steinerne Stadt, so benannt weil unzählige Felsblöcke schön verteilt inmitten von Arven und Föhren liegen (fast wie im Felssturzgebiet in Goldau). Pünktlich erreichen wir die Bushaltestelle und können gleich einsteigen. Der Bus bringt uns zurück nach Plan de Gralba zum Hotel. Mit vielen neuen Eindrücken lassen wir die Tour bei einem Apèro ausklingen.

Dienstag, 30. August 2022
Die Bushaltestelle ist nur ein paar Minuten Gehzeit neben dem Hotel. So können wir die Anfahrten zu unseren Wanderungen mit dem Bus machen. Heute fahren wir mit dem Bus nach Plan da Teija in Wolkenstein, zur Talstation der Col Raiser Gondelbahn. Die Gondel bringt uns hinauf zum Col Raiser Almhotel 2’107 m. Nebelwolken schleichen noch um die Bergspitzen. Letzte Nacht hat es gewittert und geregnet. In der Höhe finden wir immer wieder kleine Haufen mit kleinen Hagelkörner. Erst geht es leicht bergab zur Regensburgerhütte 2’037 m, an dieser vorbei runter zum Bergbach Ruf de Neisles. Diesen überqueren wir und steigen Richtung Piza-Scharte auf. Zuerst durchqueren wir einen lockeren Arvenwald. Es liegen viele leere Arvenzapfen am Boden. Die Tannenhäher, welche wir immer wieder beobachten und hören, haben alle Arvennüsse rausgepickt und in ihren Wintervorrat gelegt, gut versteckt im Gelände. Oberhalb der Waldgrenze geraten wir wieder in schuttiges Terrain. Der Bergweg ist mit viel Aufwand auf dieser schwierigen Unterlage angelegt worden. Im oberen Drittel dieser Rinne wird es dann immer steiler. Auch diese Hürde meistern wir und stehen schon bald auf der Piza Scharte 2’489 m. Hier geniessen wir bei einem Trinkhalt die tolle Aussicht. Dann steigen wir ab zur Stevahütte 2’312 m. Die Hütte ist gut besucht aber wir finden noch eine Bank wo wir uns hinsetzten und etwas trinken können. Weiter geht es zur Furc S. Silvester 2’280 m. Von der Furc windet sich der Bergweg durch eine steile Rinne talwärts. Über enge Serpentinen erreichen wir die Baumgrenze. Nun geht es durch einen schönen Arvenwald hinab zum Rifugio Juan 1’903 m. Auch hier kehren wir ein und trinken draussen an der Sonne einen Kaffee bevor wir Richtung Wolkenstein absteigen. Oberhalb von Daunei führt der Wanderweg einer Strasse entlang. Da taucht der Bus 357 auf und hält an der Haltestelle welche ein paar Meter neben unserem Weg liegt. Das lassen wir uns nicht nehmen und steigen in den Bus ein. Dieser bringt uns hinunter nach Wolkenstein. So ersparen wir uns die letzten 200m Abstieg.

Mittwoch, 31. August 2022
In der Nacht hat es geregnet. Der Blick am Morgen aus dem Hotelfenster präsentiert nebelverhangene Hänge. Die Wettervorhersage verspricht Aufhellungen. So fahren wir mit dem Bus hoch zum Grödnerjoch 2’121 m. Auf dem Dolomiten Höhenweg 2 geht es zuerst auf offenem Gelände entlang den aufragenden Felswänden des Sas dla Luesa, hinauf auf Geröllfelder einer Rinne welche hinaufführt zur Pisciaduhütte. Der Aufstieg wird immer steiler. Auch hier ist der Weg mit viel Aufwand angelegt und gut unterhalten damit die Wanderer sicher aufsteigen können. Im oberen Drittel wird es dann felsig. Die Route ist gut versichert, d.h. es sind Drahtseile und wenn nötig auch Stahltritte montiert. In einer leichten Kletterei erreichen wir dann das Plateau auf dem die Hütte steht. Die Pisciaduhütte liegt auf 2’585 m, oberhalb von einem künstlich angelegten See welcher für die Wasserversorgung der Hütte dient. Es ist immer noch viel Feuchtigkeit in der Luft. So verdecken Nebelwolken die Gipfel. Hin und wieder lichten sich diese kurz und dann kann man kurz einen Blick auf den einen oder anderen Gipfel werfen. Wir setzen uns in die Hütte trinken und essen was kleines. Dann geht es in den Abstieg. Der erste Teil führt über Karstgebiet bevor es über einen felsigen, mit Seil versicherten Abschnitt hinunter auf gerölliges Gelände geht. Der Abstieg erfordert ein konzentriertes und vorsichtiges Gehen. Wir befinden uns nun im Val de Mesdi. Weiter geht es stotzig bergab. Bei einer Trinkpause beschliessen wir nach Calfosco abzusteigen anstatt wieder zum Grödnerjoch hoch zu wandern. Bei der nächsten Geländekante stellen wir fest, dass der letzte Abstieg von ca. 200 Höhenmetern recht steil ist und durch ein enges Tal führt. Wir ziehen es durch und sind dann froh als wir den Talboden erreicht haben. Entspannt wandern wir zur Bushaltestelle. Es bleibt noch genügend Zeit um im Restaurant gleich gegenüber noch ein kühles Bier zu trinken. Mit dem Bus geht es dann über das Grödnerjoch wieder zurück zum Hotel.

Donnerstag, 01. September 2022
Der heutige Tag verspricht ein sonniger Tag zu werden. Laut Prognose könnte es am späteren Nachmittag kleine Schauer geben. Gut gelaunt steigen wir in den Bus ein und fahren hoch zum Grödnerjoch. Auf der Passhöhe steigen wir aus und machen uns auf den Weg zur Cir Scharte. Vor uns haben wir die Gross Cirspitze im Blickfeld. Über abwechslungsreiches Gelände, vorbei an bizarr geformten Felszacken erreichen wir die Cir Scharte. Wir blicken hinunter ins Langental und hinüber zur Geisler Gruppe. Von der Scharte geht es zuerst ein Stück bergab, dann wieder bergan auf dem Dolomitenhöhenweg 2 hinauf auf einen Sattel. Hier öffnet sich der Blick auf eine riesige Karstlandschaft und den Puezspitz. Nun führt der Weg runter zur Forc. de Ciampëi Scharte 2’366 m. Von hier blicken wir runter nach Colfosco und gehen gleich in den Abstieg. Der Weg führt hinein in eine Arena, unten der Talboden flach, rundherum Felswände, vorne eine Öffnung hinaus nach Colfosco. Am Ausgang dieser Arena setzen wir uns hin und schauen rüber zur Pisciadu-Hütte und haben eine gute Sicht auf die Route der gestrigen Wanderung. Wolfgang stellt ein paar Becher auf einem Stein, legt als Dekoration noch ein paar Tannenzweiglein zwischen die Becher und füllt sie mit seinem selbst gemachten Zirbenschnaps. Wir prosten uns gegenseitig zu und lassen uns den Saft mit Wonne die Kehle runtergleiten. Das letzte Wegstück unterhalb vom Sassongher zur Gondelbahnstation bringen wir beschwingt hinter uns! Beim Bergasthaus kehren wir noch ein. Ein Kaffe und ein Marillenknödel muss noch her! Mit der Gondel schweben wir hinunter nach Colfosco. Beim verlassen der Talstation setzt dann doch noch Regen ein. Für das letzte Stück zur Bushaltestelle brauchen wir dann noch den Regenschirm. Mit dem Bus fahren wir wieder über das Grödnerjoch zurück zum Hotel.

Freitag, 02. September 2022
Heute ist bereits wieder die letze Wanderung dieser Woche. Mit dem Bus fahren wir heute über den Sellapass hinunter in Richtung Canazei. Vor Canazei zweigen wir links ab und fahren hinauf zum Pordoi Pass 2’239 m. Vom Pass geht es auf dem Bindelweg zuerst hinauf zum Rifugio Sass Bece dann weiter zum Rifugio Fredarola und weiter auf dem Höhenweg zur Bindelweghütte. Wir kehren ein und trinken einen Kaffee, mit freiem Blick auf die Marmolada und den Fedaia-Stausee. Weiter geht es in einem leichten auf und ab zum Rifugio Luigi Gorza. Jetzt haben wir das Marmolada-Massiv in voller Grösse vor uns und können auch die Abbruchstelle des Gletschers sehen welcher zum tragischen Unfall führte. Im Restaurant stärken wir uns mit einem kleinen Snack. Gestärkt steigen wir ein kurzes Stück ab und wandern auf dem Höhenweg wieder Richtung Pordoi-Pass. In einem leichten auf und ab erreichen wir die Passhöhe zeitlich perfekt so dass wir nach einer kurzen Wartezeit in den Bus steigen können. Dieser fährt uns wieder über den Sella Pass zurück zum Hotel. Auf der Fahrt geniessen wir die Sicht zu den imposanten Kletterfelsen bei der Sella Gruppe und auf die unzähligen Bergspitzen die an uns vorüberziehen. In der Nähe der Bushaltestelle genehmigen wir uns nochmals einen feinen Zirbenschnaps, Wolfgang soll doch die mitgebrachte Flasche leer heimbringen! Hat gut geschmeckt.

Samstag, 03. September 2022
Nochmals ein gemeinsames Frühstück. Dann machen wir uns bereit für die Heimreise. Es heisst Abschied nehmen von Wolfgang, geht doch heute eine lange Verbindung zu Ende. Wir haben beschlossen die Wanderwoche in dieser Form zu beenden. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger genügend RinsbergerInnen (vor allem jüngere Jahrgänge) zu finden die Interesse zeigen. Es ist auch die lange An- und Rückreise mit dem Auto, die zunehmend belastend ist. Ich werde versuchen ein paar Wandertage in der Schweiz anzubieten und hoffe, dass dies auf Interesse stösst.

So geht ein eindrückliche Verbindung und Freundschaft mit den beiden Bergführern, zuerst mit Albert 23 Jahre und dann mit Wolfgang 19 Jahre, zu Ende. Angefangen hat es mit Albert vor 42 Jahren als eine Gruppe Rinsberger mit ihm auf Touren gingen, im Sommer wie auch im Winter. Es ist bemerkenswert, dass Silvia während 40 Jahren immer bei diesen Touren mit dabei war und dadurch Albert sehr gut kannte. Vor 19 Jahren hat dann Wolfgang (der Schwiegersohn von Albert) das Führen übernommen. Er hat immer intressante Touren angeboten und diese auch mit viel Umsicht, Sorgfalt und Geduld geführt. Soviel ich mitbekommen habe, konnten die Touren ausnahmslos unfallfrei durchgeführt werden. Herzlichen Dank an Wolfgang.

Ein paar Tage vor dem Beginn unserer Wanderwoche erreichte uns noch die Nachricht, dass Albert mit 91 Jahren verstarb. Am Montag reiste dann Wolfgang zur Beerdigung ins Pitztal.

Im Namen aller Teilnehmer möchte ich ein ganz herzliches danke schön an Anna richten. Alle Wanderwochen die du organisiert und geführt hast, waren immer zur vollen Zufriedenheit der Teilnehmer. Du hast auch immer eine gute Stimmung verbreitet und Probleme rasch, unkompliziert und diplomatisch gelöst.