Bericht zur Tour
Autor
Christian Siegle
Erstellt am
04.04.2023 14:42
Letzte Änderung
04.04.2023 14:42
Tourenbericht

Unsere fünftägige Skitour im Gauligebiet mit Übernachtungen in der Bächlitalhütte und der Gaulihütte war einfach nur fantastisch. Die Tour stand aufgrund der Lawinensituation noch länger auf der Kippe, konnte dann aber zum Glück durchgeführt werden. Sie führte vom 18. bis zum 22. März 2023 von der Gerstenegg im Haslital über den Alplistock – Bächlitalhütte – Obere Bächlilücke – Gaulihütte – Rosenhorn – Ankenbälli – Golegghoren zurück in die Handegg bei Guttannen.
Im Nachhinein betrachtet haben wir ziemlich genau ein fast perfektes Wetterfenster erwischt. Vor und nach der Tour gab es weitherum Wolken und Niederschläge und auch die Lawinensituation hat sich, wenn auch nur allmählich, innerhalb dieser fünf Tage entschärft (von 3 auf 2+, wenn ich mich recht erinnere). Wir waren eine Vierergruppe unter der Leitung von Christian Siegle und Johanna Mösinger.

Tag 1, Samstag: Bächlitalhütte, 2328 m
Wir treffen uns um 7.45 beim Bahnhof Meiringen, wo ich (Marcel Santschi) von Bern her auf die Gruppe trifft. Peter Frehner fährt uns mit dem PW nach Guttannen und weiter hinauf zum Parkplatz Handegg, von wo mehrere Bahnen der Kraftwerke Oberhasli zu verschiedenen Stauseen führen. Ich stelle entspannt fest, dass ich von viel Tourenkompetenz umgeben bin: Ausser mir sind alle SAC-Tourenleiter. Selbstverständlich biete ich mich da gleich für den Tourenbericht an.
Wir fahren mit der Gondel um 08.30 Uhr zur Gerstenegg. Dort steigen wir zum Teil im T-Shirt zur Bächlitalhütte, nehmen aber den Alplistock mit, den Gipfel zwar nicht ganz, aber soweit wir mit Skis herankommen. Weil der Schnee so schön ist, häufig sulzig, mancherorts sogar pulvrig, fahren wir etwas weiter hinunter und steigen wieder zur Hütte hinauf, die wir um 13.30 Uhr erreichen.

Tag 2, Sonntag: Gaulihütte, 2205 m
Am nächsten Tag steigen wir um 6.30 über den Bächligletscher und die oberen Bächlilücke. Der Wetterbericht war nicht vielversprechend, bot aber ein sonniges Wetterfenster und dieses erweist sich als länger und vor allem schöner als prognostiziert. Die Abfahrt über die Hiendertelltli hinunter ist wieder ein Genuss. Besonders schön, einsam und friedlich ist auch unser Mittagsplatz am Gaulisee. Dannach fellen wir kurz an, fahren ein schönes Couloir hinunter, fellen für etwa 300 Höhenmeter nochmal an und erreichen um 12.45 die neu renovierte und eben erst eröffnete Gaulihütte. Wir sind begeistert, die Hütte lässt keine Wünsche offen, jedenfalls nicht für uns vom SAC: schönes Holz und neue funktionale Zimmer. Wir fühlen uns drei Tage wohl, willkommen und vorzüglich bekocht von Hüttenwirtin Katrin und Hüttenwirt Roger. Den Nachmittag verbringen wir mit Schlafen und Vorlesen der abenteuerlichen Geschichte der 1946 auf dem Gauligletscher abgestürzten Dakota, eine DC 3 der US Air Force. Die Geschichte um die Rettung der Dakota mit dem Rettungsflugzeug «Fiseler Storch» ist filmreif, anekdotenreich und lohnt sich, selbst einmal zu recherchieren. Es scheint ein Wunder, dass der Unfall glimpflich ausgegangen ist.

Tag 3, Montag: Rosenhorn, 3689 m
Um 06.30 laufen wir gut 400 Höhenmeter zum Chamli, wo ein kleines Denkmal der 1946 abgestürzten DC 3 (Dakota) steht, welches wir noch mehrmals passieren werden. Wir fahren runter zum Gauligletscher, den wir als Seilschaft in Richtung Rosenhorn hinauflaufen. Um 12.30 stehen wir unter dem Gipfel. Wir machen ein Skidepot und gehen auf Steigeisen weiter und stehen um 13.00 auf dem Rosenhorn. Über uns der blaue Himmel, das Mittelland im Nebel und neben uns Wetterhorn, Eiger, Schreckhorn, Finsteraarhorn etc.. Der Tag ist prächtig. Eine schöne Geschichte ist auch, dass Peter als Bube, ich glaube in den frühen 70er-Jahren, schon mal auf dem Rosenhorn stand, da war ich noch nicht mal auf der Welt. Jetzt sind wir gemeinsam am Gipfel. An diesem Tag sind wir die einzigen auf dem Rosenhorn und wir haben gut 1100 Höhenmeter, um unsere vier Abfahrtsspuren in den frischen Pulverschnee zu wedeln. Fantastisch!

Tag 4, Dientsag: Ankenbälli, 3601 m
Der heutige Gipfel heisst gleich wie unser Zimmer in der Hütte. Wir brechen um 6.30 nur zu dritt auf das Ankebälli. Peter ist arg von einer Druckstelle am Fuss geplagt, den er heute schont. Er verbringt den Morgen stattdessen mit Schneeschaufeln und Holzhacken. Wir erreichen den Gipfel um 10.45 und sind um 13 Uhr zurück, sodass wir zum Zmittag wieder alle gemeinsam am Tisch vor der Hütte bei Kuchen, Rösti und Suppe sitzen, eine weitere lange und wunderschöne Abfahrt hinter uns.

Tag 5, Mittwoch: Golegghoren, 3075 m
Mit Stirnlampen fahren wir am leider schon letzten Tag um 05.45 ab. Nach 200 Höhenmeter Abfahrt montieren wir die Felle und verlassen das Gauligebiet steil hinauf über das Golegghorn. Die Abfahrt beginnt gleich mit einem kurzen aber ziemlich steilen Couloir zum Golegg-Gletscher. Nach dieser Schlüsselstelle folgt nochmals eine schöne frühlingshafte Abfahrt auf Sulz bis zur Grimsel-Passstrasse und weiter bis zum Parkplatz Handegg. Erfüllt von fünf gelungenen, perfekt geplanten und wunderschönen Tourentagen verabschieden wir uns in Meiringen.